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Wie gestalten wir das Agrar- und Ernährungssystem der Zukunft? Ein gesünderes und gerechteres Agrar- und Ernährungssystem ist möglich!

Zu wenig, zu viel, das Falsche: Betrachtet man die Ernährung von Menschen überall auf der Welt, läuft vieles falsch. Knapp 282 Millionen Menschen in 59 Ländern und Gebieten litten 2023 akuten Hunger. Konflikte, wirtschaftliche Schocks und klimabedingte Wetterextreme waren die größten Treiber von Hungerkrisen. Gleichzeit waren 43 Prozent der Erwachsenen 2022 übergewichtig – insgesamt ist jeder achte Mensch auf der Welt adipös. Damit hat sich Adipositas bei Erwachsenen seit 1990 mehr als verdoppelt, bei Jugendlichen sogar vervierfacht. Landwirt:innen weltweit leiden unter den Folgen und Treibern planetarer Krisen – Bodenerosion, Nitratbelastung, Hitze, Dürren, Überschwemmungen und Extremwetterereignisse aller Art bedrohen ihre Lebensgrundlage.

Mit unserer informellen Veranstaltung am 25. Juni haben wir einen Raum geschaffen, in dem sich Expert:innen unterschiedlichster Disziplinen vertraulich austauschen konnten. Wir wollen Kommunikation über Ressort- und Fachgrenzen hinweg ermöglichen – Landwirtschaft und Ernährungssektor, Gesundheits- und Ernährungswissenschaft, Klima-, Natur- und Tierschutz, Entwicklungszusammenarbeit und Klimadiplomatie. Das Ziel war, Lösungen und Maßnahmen zu sammeln, die das Potential haben, das globale Agrar- und Ernährungssystem nachhaltig, gesünder und gerechter zu gestalten.

Die fünf Grundlagen von Gesundheit

Unser Gründer Dr. Eckart von Hirschhausen verdeutlichte in seinem Impulsvortrag, warum gesunde Ernährung nicht nur gut für das Individuum ist, sondern auch für den gesamten Planeten. Er zeigte am Beispiel einer persönlichen Ackerfläche, wie unser Lebensstil in Deutschland zulasten ärmer Menschen fällt. 1,5 Milliarden Hektar an Ackerfläche gibt es auf unserer Erde und bald acht Milliarden Menschen. Damit stehen jeder Person etwas weniger als 2.000 Quadratmeter an Ackerfläche zur Verfügung, auf der alles wachsen kann, was nährt und versorgt. Sie bietet genug Fläche, um mehr Gemüse und mehr Getreide anzubauen, als ein Mensch in einem Jahr essen kann. Gleichzeitig aber nicht genug Platz, um so viel Fleisch zu essen, Klamotten zu kaufen und konsumieren, wie wir es in Deutschland aktuell tun. Mit unserem Lebensstil benötigen wir eher 2.700 Quadratmeter Ackerfläche.

Gesundheit beginnt nicht mit Tabletten, einer Operation oder einem MRT. Gesundheit beginnt mit der Luft, die wir atmen, dem Wasser zum Trinken, Pflanzen zum Essen, erträglichen Temperaturen und einem friedlichen Miteinander. Alle diese fünf Lebensgrundlagen sind akut in Gefahr.

Dr. Eckart von HirschhausenGründer der Stiftung Gesunde Erde - Gesunde Menschen

Die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Dr. Ophelia Nick gab einen Einblick in die aktuellen politischen Projekte der Bundesregierung in der Agrar- und Ernährungspolitik. Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung berichtete über den Abschlussreport der Food System Economics Commission. Dabei betonte er das große Potential einer nachhaltigen Transformation des globalen Agrar- und Ernährungssystems: diese könnte sozioökonomische Gewinne von fünf bis zu zehn Billionen US-Dollar pro Jahr ergeben.

Ernährungssysteme haben ein einzigartiges Potenzial, um globale Klima-, Umwelt- und Gesundheitsprobleme gleichzeitig anzugehen – und damit Hunderten von Millionen Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen.

Prof. Dr. Hermann Lotze-CampenLeiter Forschungsbereich Klimaresilienz | Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Die größten Leidtragenden

Manang Lucy, Research & Advocacy Officer beim Karamoja Herders of the Horn in Uganda, gab einen eindrucksvollen Überblick, wie planetare Krisen schon jetzt viehhaltende Landwirt:innen der Karamojong im Nordosten Ugandas betreffen und welche Resilienzmaßnahmen umgesetzt werden müssen. Sie betonte, dass sehr viel mehr finanzielle Unterstützung nötig ist, um die Landwirtschaft an die stärker werdenden Extremwetterereignisse anzupassen.

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Lösungen durch gemeinsamen Austausch

Die Impulsvorträge verdeutlichten:  Das globale Agrar- und Ernährungssystem ist komplex sowie ungesund und ungerecht für Menschen und Planeten. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Lösungsansätze. Im zweiten Teil der Veranstaltung fokussierten wir uns darauf, in den Austausch zu treten und gemeinsam weiterzudenken. Als Grundlage dafür dienten ausgewählte Maßnahmen unseres Positionspapiers „Genug, gesund, global gerecht“, die sowohl in Deutschland als auch global umgesetzt werden können.

Drei zentrale Erkenntnisse der Breakout-Sessions sind:

  1. Die Position der Landwirt:innen im Wertschöpfungsprozess muss gestärkt und langfristige Planungssicherheit gewährleistet werden.
  2. Gleichermaßen muss internationale Handelspolitik wieder stärker in den Fokus rücken, um einheitliche, faire und nachhaltige Handelspraktiken zu fördern.
  3. Nachhaltigkeit und Gesundheit muss mit den Essgewohnheiten der Menschen in Einklang gebracht werden, dabei ist sozialverträgliche Preisgestaltung wichtig.

Die Veranstaltung zeigte erneut, wie wichtig der Austausch zwischen verschiedenen Fachrichtungen ist, um gemeinsam für eine nachhaltige Transformation des globalen Agrar- und Ernährungssystems einzutreten. Vielen Dank für Ihre spannenden Impulse!