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Planetare Gesundheit – was ist das eigentlich? Gesundheit beginnt nicht mit Tabletten, einer Operation oder einem MRT. Gesundheit beginnt viel früher: mit der Luft, die wir atmen, dem Wasser zum Trinken, Pflanzen zum Essen, erträglichen Temperaturen und einem friedlichen Miteinander. Alle diese fünf Lebensgrundlagen sind akut in Gefahr.

Die Wirtschaft und Industrie wachsen immer weiter und verbrauchen dabei die Ressourcen der Erde. Was das bedeutet, zeigt sich zum Beispiel, wenn Öl, Kohle und Gas genutzt werden, um Energie zu gewinnen. Die Kohle, die wir der Erde entnehmen und verbrennen ist nicht weg, sondern in Form von Treibhausgasen in der Luft. Dadurch erhitzt sich die Erde und führt zum Klimawandel. Das merken wir an Wetterextremen wie Dürren, Überflutungen und Wirbelstürmen.

Wir entnehmen der Erde aber nicht nur ihre Rohstoffe, sondern fügen auch Stoffe hinzu, die Luft und Boden verschmutzen. Zu spüren ist das an der schlechten Luftqualität, die teilweise in Städten ist und an Schadstoffen, die sich immer wieder in Lebensmitteln wiederfinden. 
Nicht nur unsere Lebensgrundlage ist in Gefahr, sondern auch die der Tier- und Pflanzenwelt. Zerstören wir Lebensräume unzähliger Tierarten und treiben das Artensterben voran, überschneiden sich die Lebensräume der Tiere und Menschen. Dabei können Krankheiten übertragen werden, was der Ursprung für Pandemien sein kann.

Das zeigt: Umwelt, Tiere und Menschen sind eng miteinander verknüpft. Das ist der Grundgedanke der Planetaren Gesundheit. Das Konzept wurde von Wissenschaftler:innen der Rockefeller Foundation-Lancet Commission on Planetary Health 2015 ins Leben gerufen, um zu beschreiben, wie eng die Verknüpfung von menschlichem Handeln, menschlicher Gesundheit und natürlichen Systemen ist und welche Auswirkungen es hat, wenn sie ins Ungleichgewicht kommen.

Kurz gesagt: Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde!

Eckart von HirschhausenGründer der Stiftung Gesunde Erde - Gesunde Menschen

Unsere Definition

Planetare Gesundheit, oft auch Planetary Health genannt, ist ein umfassendes Konzept. Es betrachtet die menschliche Gesundheit gemeinsam mit der Gesundheit der Erde: also auch der Tier- und Pflanzenwelt, der Ökosysteme und des Klimasystems. Und es geht sogar noch weiter. Das Konzept umfasst mit der menschlichen Gesundheit auch die politischen, ökonomischen und sozialen Systeme – also die menschliche Zivilisation. Das Konzept ist also so wichtig und wegweisend, weil es uns erstmals verstehen lässt: Unsere menschliche Gesundheit ist abhängig davon, dass auch Tiere, Natur und Klima gesund sind. 

The Promise of Planetary Health

Wie hat sich das Verhältnis von Mensch und Natur entwickelt und warum ist Planetare Gesundheit so wichtig? Das erklärt der Film “The Promise of Planetary Health“, erstellt durch die Planetary Health Alliance. Entstanden ist er in Zusammenarbeit mit dem World Wildlife Fund und dem Harvard University Center for the Environment. Eckart von Hirschhausen hat den Film ins Deutsche synchronisiert.
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Gesundheit auf der Kippe 

Planetare Gesundheit erkennt also an: Wir Menschen bezeichnen uns gerne als Spitze der Nahrungskette, sind aber eigentlich getragen vom Netzwerk des Lebens. Das bedeutet auch: Ein ausgewogenes Zusammenspiel auf dem Planeten ist nur möglich, wenn wir Menschen unseren Beitrag dazu leisten. Industrialisierung und moderne Medizin haben Wohlstand und Lebenserwartung in den letzten 200 Jahren – zumindest in den reichen Ländern – stetig steigen lassen. Leider haben wir nicht ausreichend berücksichtigt, dass die menschengemachten Systeme jahrzehntelang massiv auf Kosten der natürlichen Ökosysteme aufgebaut wurden. Bringen die menschengemachten Systeme die natürlichen Systeme aus dem Gleichgewicht werden „Kipppunkte“ überschritten. Darum geht es auch im Konzept der Planetaren Grenzen. Diese beschreiben die Belastungsgrenzen der Umwelt, die nicht überschritten werden sollten, da sonst Folgen auftreten, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Beispiele dafür sind die Übersauerung der Meere, Schadstoffe in der Natur oder das Artensterben. Dadurch ist auch die menschliche Gesundheit in Gefahr. Gleiches gilt für die politischen, ökonomischen und sozialen Systeme, denn diese sind auf der Nutzung der Umwelt aufgebaut.
Wie die Grafik zeigt, brauchen wir für gesunde Menschen ein ausgewogenes Zusammenspiel aller Systeme. Ein natürliches System, wie der Wald, ist zum Beispiel gesund, wenn vielfältige heimische Pflanzen und Tiere dort leben können. Ein menschengemachtes System, wie beispielsweise unser Energiesektor, ist für Mensch und Erde gesünder, wenn statt fossiler Brennstoffe erneuerbare Energien genutzt werden. Diese belasten im Gegensatz zu Öl, Kohle und Gas nicht unsere empfindliche Atmosphäre mit klimaschädlichen CO2-Emissionen. Außerdem stehen uns erneuerbare Energien durch Sonne, Wind und Wasser nahezu endlos zur Verfügung.
Setzten wir nach wie vor auf Wachstum und ein ständiges „höher, schneller, weiter“, werden die menschengemachten Systeme zu schwer. Die Waage kippt und damit auch die Gesundheit der Menschen. Deshalb sind jetzt auch vor allem die Menschen und Unternehmen gefragt, die am stärksten durch das Wachstum profitiert haben.

Das heißt: Je stärker wir bei den menschengemachten Systemen auf Ausgewogenheit achten und die Art wie wir uns ernähren, fortbewegen, produzieren usw. entsprechend anpassen, desto stabiler und besser ist der Zustand der Planetaren Gesundheit. 

Hier und jetzt: Deutschland ist ein Klima-Hotspot!

Täglich, manchmal stündlich schwanken die Temperaturen und wechselt das Wetter. Da erscheint das Limit von 1,5 °C Erwärmung, auf das sich fast alle Staaten der Erde beim Weltklimagipfel in Paris 2015 geeinigt hatten, wie eine geringe Zahl. Doch Wetter ist nicht dasselbe wie Klimaund Temperaturschwankungen des Wetters sind nicht das gleiche wie die globale Durchschnittstemperatur. Dem natürlichen Treibhauseffekt der Erde verdanken wir eine milde weltweite Durchschnittstemperatur von ungefähr 15 °C. Ihr verdanken wir das Leben auf unserer Erde.  Im Klimasystem unseres Planeten geht es um Zehntelgrade – und diese zusätzlichen Grade fügt der menschengemachte Treibhauseffekt Jahr um Jahr weiter hinzu. Global waren wir im Jahr 2023 erstmals bei einer durchschnittlichen Erwärmung von 1,48 °C gegenüber der Zeit, als die Industrialisierung begann (1850-1900).

Deutschland erwärmt sich allerdings noch schneller. Hier sind die Temperaturen zwischen 1881, als man mit systematischer Wetteraufzeichnung begann, und 2021 schon um 1,6 °C gestiegen. Noch drastischer wird die Erwärmung hierzulande deutlich, wenn man das Jahr 2023 – das wärmste Jahr seit Messbeginn 1881 – mit dem internationalen Referenzzeitraum von 1961 bis 1990 vergleicht. Die durchschnittliche Temperatur lag 2023 in Deutschland 2,4 °C höher. Das heißt: Deutschland erwärmt sich deutlich stärker als der weltweite Durchschnitt – wir sind ein Hotspot des Klimawandels! Es liegt also auch stark im Interesse Deutschlands, sich für den Schutz des Klimas und für Planetare Gesundheit einzusetzen.

Lust auf Zukunft

Die Idee der Planetaren Gesundheit macht Lust auf Zukunft. Denn Systeme, die von Menschen gemacht wurden, können auch von Menschen verändert werden. Die Ökosysteme würden sich ohne unser Eingreifen selbst steuern. Dafür müssen wir aber aufhören sie zu zerstören und ihnen bei ihrer Erholung helfen. Das bedeutet zum Beispiel nicht nur Nadelwälder für die Fortwirtschaft zu pflanzen, sondern ursprüngliche Mischwälder wieder aufzuforsten und zu schützen.

Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns. Dafür müssen wir der ‚Lobby des einfach weiter so‘ eine ‚Lobby der Zukunft‘ entgegensetzen. Statt nur Profite auf Kosten der Natur und Gesundheit anzustreben, müssen wir uns für eine enkelfähige Zukunft einsetzen. Der Schutz der Planetaren Gesundheit liegt im Interesse aller Menschen, die auch in Zukunft ein gutes und gesundes Leben für sich, ihre eigenen Kinder und nachkommenden Generationen erhalten wollen. Gesundheit wollen alle! Dieses Ziel eint uns quer durch Parteien, Altersgruppen, und Hintergründe. Es berührt uns mehr als abstrakte „Reduktionsziele“.

Wir könnten es schöner haben – und gesünder.

Logo Stiftung Gesunde Erde - Gesunde Menschen. Artikel zu Planetare Gesundheit

Die gute Nachricht

Das, was gut für unsere Gesundheit ist, ist fast immer auch gut für die Gesundheit des Planeten. Statt fossiler Brennstoffe können wir Körperfett verbrennen, indem wir aufs Fahrrad umsteigen. Auch mehr pflanzliche Produkte in den Speiseplan zu integrieren, schützt nicht nur das Klima und die Artenvielfalt. Es schützt auch uns selbst vor einer Vielzahl ernährungsbedingter Erkrankungen. Das sind sog. Co-Benefits, die beides vereinen: Umweltschutz und Gesundheitsschutz. Besser könnte das Angebot nicht sein: Wir erhalten zwei Vorteile zum „Preis“ von einem. So haben wir und unsere Erde eine gesündere und schönere Zukunft vor uns.

Was wir derzeit tun,
um Planetare Gesundheit zu schützen

Ob Projekt, Kampagne oder Netzwerkveranstaltung: Unser Engagement für die planetare Gesundheit ist vielfältig – und geht immer mit der Zeit. Denn: Wir wollen nicht erst hinterher wissen, wie gut wir es hatten, sondern JETZT handeln. Sie auch?

Weitere Infos und Organisationen
zu Planetarer Gesundheit