Skip to main content
Planetare Gesundheit, oft auch planetary health genannt, ist ein umfassendes Konzept. Es betrachtet die menschliche Gesundheit gemeinsam mit der Gesundheit der Erde: also auch der Tier- und Pflanzenwelt, der Ökosysteme und des Klimasystems. Und es geht sogar noch weiter: Das Konzept umfasst mit der menschlichen Gesundheit auch die politischen, ökonomischen und sozialen Systeme – also die menschliche Zivilisation. Das Konzept ist also so wichtig und wegweisend, weil es uns erstmals verstehen lässt: Unsere menschliche Gesundheit ist abhängig davon, dass auch Tiere, Natur und Klima gesund sind.

 

Kurz gesagt: Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde.

Planetare Gesundheit erkennt also an: Es geht um die Balance. Bringen die menschengemachten Systeme die natürlichen Systeme aus dem Gleichgewicht, werden „Kipppunkte“ überschritten, ist auch die menschliche Gesundheit in Gefahr. Und ebenso sind es die politischen, ökonomischen und sozialen Systeme:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Warum ist Planetare Gesundheit so wichtig? Das erklärt das Video „The Promise of Planetary Health“. Erstellt von: Planetary Health Alliance, in Zusammenarbeit mit dem World Wildlife Fund und dem Harvard University Center for the Environment. Sprecher: Eckart von Hirschhausen.

Unsere Gesundheit ist abhängig von vielen äußeren Einflüssen in unserer Lebens- und Umwelt. Dazu gehören unsere Lebensweise, unsere sozialen Kontakte, unser Wohnort, ein funktionierendes Gesundheitssystem – aber auch die natürliche Umgebung um uns herum.

Wir brauchen Wasser zum Trinken, saubere Luft zum Atmen, Pflanzen zum Essen, erträgliche Temperaturen und ein friedliches Miteinander.

All diese Dinge sind notwendig, um gesund zu bleiben oder zu werden. Genauso ist es notwendig, die Folgen des Klimawandels einzudämmen, die unseren Alltag auch jetzt schon negativ beeinflussen – etwa durch extreme Temperaturen bei Hitzewellen. Immer häufiger treffen uns Waldbrände, Dürren oder andere Extremwetterereignisse wie Überflutungen – mitten hier in Deutschland, in Europa und weltweit. Je wärmer es wird auf unserem Planeten, desto häufiger kommt es zu Wetterextremen – und damit auch zu schwerwiegenden Folgen für uns Menschen, die Tier- und Pflanzenwelt. Und dazu gehören natürlich nicht nur wilde Arten und wilde Wälder – sondern auch die Landwirtschaft, die uns alle ernährt.

Deutschland ist ein Klima-Hotspot

Aber ist das Limit von maximal 1,5 Grad globaler Erwärmung, das sich die Staaten doch selbst auferlegt hatten, nicht eine geringe Zahl? Im Klimasysteme unserer Erde geht es um Zehntelgrade. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die globale Durchschnittstemperatur bei gerade mal +14 Grad Celsius liegt. Und wir in Deutschland schon jetzt während der letzten zehn Jahre bei einer durchschnittlichen Erwärmung von 1,9 Grad Celsius sind, verglichen mit der Zeit, als die Messungen begannen (ab dem Jahr 1881).1 Das heißt: Deutschland hat sich deutlich stärker erwärmt als der weltweite Durchschnitt – wir sind ein Hotspot des Klimawandels!

Steigende Temperaturen sind schlecht für uns, aber vorteilhaft für Mücken – zumindest für einige Arten, die bislang in Deutschland nicht heimisch waren, aber zunehmend zu uns aus südlicheren Regionen vorstoßen. Ihr „Mitbringsel“: Krankheitserreger, darunter so gefürchtete Infektionen wie Dengue-Fieber oder das West-Nil-Virus. Aber auch Pandemien nehmen zu, wenn der Klimawandel voranschreitet und die Lebensräume der Tiere kleiner werden.

Gut für den Planeten ist auch gut für uns

Medizinische Behandlung, also Medikamente, Operationen oder Krankenhausaufenthalte, ist nur ein kleiner Teil unserer menschlichen Gesundheit. Besser als heilen zu müssen, ist, Krankheiten vorzubeugen, Gesundheit zu erhalten. Das beste, denn ganzheitliche Konzept hierfür ist, unsere planetare Gesundheit zu schützen – oder wieder aufzubauen, wo der Planet bereits krankt. Neben einer gesunden Ernährung, mehr Bewegung und gutem Stressmanagement können wir auch durch Umweltschutz zu unserer Gesundheit beitragen. Besonders attraktiv sind dabei die Co-Benefits, die beides vereinen: Umweltschutz und Gesundheitsschutz. Verbrennen wir statt Diesel oder anderer fossiler Brennstoffe lieber Körperfett, indem wir das Fahrrad anstatt des Autos nehmen. Und so dem Klima und uns etwas Gutes tun. Unsere Gesundheit freut sich, wenn wir lieber Abgase von zehn Radfahrer:innen einatmen als die von einem Geländewagen.

Gesundheit geht durch den Magen

Und manchmal macht es Sinn, nicht über den Tellerrand zu blicken, sondern mitten drauf: Mehr pflanzliche Gerichte zu essen, ist eine der effektivsten alltäglichen Möglichkeiten, nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch die Umwelt zu schützen. Tierische Produkte sorgen für doppelt so viele klimaschädliche Emissionen wie die Herstellung pflanzlicher Lebensmittel.2 Dafür gibt es sogar bereits einen „globalen Speiseplan“, entwickelt von den Expert:innen der EAT-Lancet-Kommission: Die „Planetary Health Diet“ ermöglicht, uns und die gesamte wachsende Weltbevölkerung auch im Jahr 2050 noch gesund und innerhalb der planetaren Grenzen zu ernähren.3 Und auch, wenn dieser Speiseplan nach „Diät“ klingt: Er ist abwechslungsreich und schmackhaft, dabei nachhaltig und gesund.

Zwei zum Preis von einem

Besser könnte das Angebot also nicht sein: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz. Wir erhalten zwei Vorteile zum „Preis“ von einem – so dass wir und unsere Erde eine gesündere, schönere Zukunft vor uns haben.

 

 

Quellen

1 https://www.helmholtz-klima.de/faq/um-wie-viel-grad-hat-sich-deutschland-bereits-erwaermt

2 https://www.nature.com/articles/s43016-021-00358-x

3 https://eatforum.org/eat-lancet-commission/the-planetary-health-diet-and-you/