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Starkregen, Sturzfluten, Dürren: Diese Ereignisse nehmen auch bei uns in Deutschland zu. Für Extremwetter zahlen wir jetzt schon einen hohen Preis – Tendenz stark steigend. Gelingt es uns das 2-Grad-Ziel zu erreichen, wären die Klimafolgekosten deutlich zu senken und Kapital für Innovation wäre frei.

  • Landwirtschaft, Logistik, Tourismus und viele andere Wirtschaftszweige in Deutschland ächtzen unter zunehmendem Extremwetter.
  • Unsere Wirtschaft könnte in den nächsten 50 Jahren durch den Klimawandel 730 Milliarden Euro an Schäden erleiden.
  • Sofortmaßnahmen würden diese Kosten massiv senken, damit wären Investitionen für eine innovative Klimapolitik möglich.

Das Wetter spielt verrückt

Das Hochwasser an Ahr, Erft und Maas im Sommer 2021 ist, gemessen an der Opferzahl, die schwerste Naturkatastrophe in Deutschland seit der Sturmflut 1962. Mehr als 180 Menschen starben. Auch wenn Hochwasser kein neues Phänomen ist – die Klimakrise kann aus dieser Katastrophe nicht herausgerechnet werden. Die Ergebnisse von mehr als 350 wissenschaftlichen Studien belegen das: 70 Prozent der 405 untersuchten Extremwetterereignisse wurden durch den menschengemachten Klimawandel entweder wahrscheinlicher oder stärker.

Extremwetter ist extrem teuer

Die Flut brachte eine unglaubliche Zerstörung. Sie spülte Häuser und Straßen weg, vernichtete Existenzen. Besonders betroffen waren Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die Kosten des Wiederaufbaus werden auf etwa 30 Milliarden Euro geschätzt. Milliarden, die an anderer Stelle für Investitionen fehlen. Eine Analyse der EU-Umweltagentur EEA zeigt, dass die Gesamtschäden durch Extremwetterereignisse zwischen 1980 und 2020 in den EU-Ländern, der Schweiz, Norwegen, Liechtenstein, Island und der Türkei zwischen 450 und 520 Milliarden Euro lagen. Deutschland traf es mit 110 Milliarden Euro am schwersten.

Warum die Klimakrise für mehr Starkregen sorgt

Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 hat sich die durchschnittliche Temperatur in Deutschland bereits erhöht: Von 1881 bis 2019 misst der Deutsche Wetterdienst DWD einen Temperaturanstieg von 1,6 Grad. Eine höhere Lufttemperatur hat Einfluss auf das Wetter: Bei einer Erwärmung von einem Grad kann die Luft sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. Die Luft steigt nach oben, kühlt ab, bis sie die Feuchtigkeit nicht mehr halten kann. Bei dieser Kondensation wird wieder Wärme frei, sodass sich der Effekt immer weiter aufschaukelt. Das verstärkt das Risiko für Starkregenereignisse.

Heute „Immobilie in bester Lage“, morgen „Haus im Überschwemmungsgebiet“

Hochwasser, Sturzfluten und besonders Starkregen gefährden in Deutschland 1,2 Millionen Wohnimmobilien im Wert von 638 Milliarden Euro. Das zeigt eine Markterfassung des Datenanalyseunternehmens On-Geo, welches dafür Daten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ausgewertet hat.

Hochwassergebiet Luftaufnahme

Die Sturmsaison verschiebt sich – und richtet mehr Schäden am

Schwere Sturmschäden in Deutschland sind nichts Ungewöhnliches mehr. Sie sind die größte Unwettergefahr. Zukünftig wird es in manchen Regionen öfter und heftiger wehen, zum Beispiel im Winter in Nordwestdeutschland, weiß das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. In den ostdeutschen Bundesländern sollen dafür im Sommer mehr und intensivere Gewitter mit Starkregen und Hagel runtergehen. Schäden sind dann vorprogrammiert, denn: Während Winterstürme durch kahle Bäume fegen, bieten Bäume in vollem Laub mehr Angriffsfläche für den Wind. Große Äste brechen heraus oder ganze Bäume stürzen um – die Gefahr für Menschen, aber auch für Sachschäden steigt enorm.

Geflutetes Auto im Hochwasser

Dürrezeiten für unsere Wirtschaft

Ist die Möhre lang und dünn, musste sie sich lang strecken, um an Wasser zu kommen. Dann war der Sommer trocken. Landwirt:innen beobachten es schon seit Jahrzehnten: Trockenes Frühjahr, Dürre im Sommer oder Starkregen – die Wetterextreme nehmen zu. Im Jahr 2018 kam es in vielen Regionen zu Ernteeinbußen. In der zweiten Jahreshälfte stieg deshalb auch der Kartoffelpreis. Sicher ist: Bewässerungsanlagen werden besonders bei sandigen Böden häufiger nötig sein, auch das verteuert Lebensmittel.

Unwetter mit Blitzen und Gewitterwolken

Stürme, extreme Dürre und Borkenkäferbefall – das hat vor allem auch den Waldbäuer:innen in Deutschland in den vergangenen drei Jahren immens zugesetzt. Laut Branchenangaben belaufen sich die Schäden für die deutsche Forstwirtschaft auf rund 13 Mrd. Euro. Und das betrifft nur den Verlust für das Rohholz! Die Verluste für die Ökosysteme und die Biodiversität sind dabei nicht eingerechnet. Dürrejahre, gerade, wenn sie wie zuletzt in Folge auftreten, belasten auch die Binnenschifffahrt. Für ein kleines Lastenschiff muss der Pegel mindestens 110 cm hoch sein. Im Dürrejahr 2018 ging der Umsatz gemessen an der Güterbeförderung deutschlandweit um elf Prozent zurück. Mancherorts waren die Verluste mehr als doppelt so hoch.

Gefährliche Hitze

Neun der zehn heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung liegen zwischen 2010 und 2019. Das zeigen Daten vom Deutschen Wetterdienst. Aber: Wir Menschen sind biologische Wesen und vertragen nicht so viel Hitze. Auch werden wir uns nicht an sie gewöhnen können. Jeder dritte Todesfall bei Hitze ist demnach dem Klimawandel zuzuschreiben. Und Deutschland ist besonders betroffen.

2018 gab es rund 20.000 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland, ohne die Klimakrise wären es deutlich weniger gewesen.

Die Hitze wirkt sich außerdem auf unsere Wirtschaftsleistung aus. Wenn die Infrastruktur und Straßenbeläge leiden, die Klimaanlagen der Züge kollabieren, aber auch weil unsere kognitiven Fähigkeiten ab 38 Grad Körpertemperatur deutlich abnehmen. Wer hatte jemals einen wirklich klugen Gedanken bei 35 Grad im Schatten? Das Körperteil, das am wenigsten Hitze verträgt, ist unser Gehirn! Für viele Menschen macht Hitzebelastung es sehr schwer oder sogar unmöglich, weiter zu arbeiten. Zumal diese Temperaturen mit uns eine Bevölkerung treffen, die mit Temperaturspitzen von 40 Grad und mehr bislang wenig zu tun hatte.

Konsequenter Klimaschutz würde bedeuten, dass wir in Zukunft weniger Schäden durch Extremwetter hätten – nicht nur weltweit, sondern auch bei uns hier in Deutschland.