„Jetzt oder nie: Neue Allianzen für ein nachhaltiges Gesundheitswesen“ – unter diesem Motto hatten wir gemeinsam mit den BrückenKöpfen am 1. März 2023 ins Palais Populaire geladen. Rund 60 Teilnehmende sind damals unserer Einladung gefolgt. An Thementischen haben wir intensiv diskutiert, unter anderem zu den Herausforderungen und Chancen der Kommunikation rund um Klima und Nachhaltigkeit für Akteur:innen des Gesundheitswesens.
In einer kleinen, aber hochkarätig besetzten Runde haben wir diesen Austausch in unserem Stiftungsbüro am 6. Juli fortgeführt. Mit Teilnehmenden aus den Bereichen Psychologie, Wissenschaft, Gesundheitspolitik, Unternehmen, Medizin, Nachhaltigkeit und Gesundheitsversorgung haben wir diskutiert, welche Rolle das Gesundheitswesen in der Klimakommunikation einnehmen kann.
Die Beschäftigten des Gesundheitswesens als Multiplikator:innen
Die Klimakrise ist die größte Gefahr für unsere Gesundheit im 21. Jahrhundert. Die Beschäftigten des Gesundheitswesens bekommen die Auswirkungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen mit als erste zu spüren. Die Folgen der Klimakrise erhöhen den Druck, unter dem die Beschäftigten oftmals ohnehin schon stehen. Gleichzeitig genießen Pflegekräfte, Ärzt:innen und Rettungssanitäter:innen großes Vertrauen in der Bevölkerung. Wenn sie über die Bedeutung der planetaren Gesundheit für die Gesundheit der Menschen sprechen, wird mehr Menschen klar, dass es nicht um eine ideoligische, sondern eine Überlebensfrage geht.
Die Mobilisierung der Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, bietet eine große Chance. Sie ist eine Aufgabe, der wir uns weiter widmen werden.
Ist Hitze das neue Corona?
„Solange China nicht seine Emissionen senkt, bringt das alles nichts!“ Mit diesen und anderen „Discourses of Delay“ haben wir uns auseinandergesetzt, aber auch kritisch die Klimakommunikation der zurückliegenden Jahre reflektiert.
Extreme Hitzewellen nehmen zu. Ein erhebliches Gesundheitsrisiko. Doch mehrere Teilnehmende der Runde berichteten, dass die Thematisierung der Hitzegefahr Abwehrreaktionen auslöst, die uns aus der Corona-Pandemie bekannt sind. Schutzmaßnahmen werden als Hysterie und Entmündigung diskreditiert. Diese Erfahrung teilen wir als Stiftung. Die Frage ist also durchaus berechtigt: Ist Hitze das neue Corona?
Klar ist: Wir gewinnen mehr, wenn wir durch lösungsorientierte Kommunikation Menschen Lust auf Zukunft machen, anstatt uns an denen abzuarbeiten, die die Realität der Gegenwart nicht anerkennen wollen.
Planetare Gesundheit als verbindende Erzählung
Fakten reichen nicht aus, um Menschen zu überzeugen. Und es reicht nicht, Menschen zu überzeugen, damit sie auch ihr Verhalten ändern. Die Aufgabe, vor der wir stehen, ist komplex. Als ein Narrativ, das einen gut erzählbaren Orientierungsrahmen für die Debatte bietet, haben wir das Konzept der planetaren Gesundheit präsentiert. Die Erde ist der einzige uns bekannte Planet, der uns Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken, Pflanzen zum Essen und erträgliche Temperaturen bietet.
Sie ist der einzige uns bekannte Ort im ganzen Universum, an dem Menschen ein gutes Leben führen können. Der Schutz der planetaren Gesundheit ist die Basis unserer menschlichen Gesundheit und ermöglicht eine enkeltaugliche Zukunft. Wir haben die Chance, nicht nur das Schlimmste zu verhindern, sondern darauf, dass es besser wird als der uns bekannte Status Quo.
Mit diesem Blick kann ein Paradigmenwechsel einhergehen. Wenn wir uns ernsthaft fragen, was uns wirklich wichtig ist, könnte das unsere bisherigen Kriterien für Erfolg und Wohlstand in Frage stellen.
Wer schon mal abgenommen, mit dem Sporttreiben angefangen oder dem Rauchen aufgehört hat, weiß: Die ersten Schritte sind schwer und gehen mit Verzicht einher. Aber danach zeigt sich die positive Veränderung und die Lebensqualität steigt. Was für unsere individuelle Gesundheit gilt, trifft auch auf die Gesundheit unserer Erde zu. Wer wäre besser geeignet, diese Geschichte zu erzählen, als das Gesundheitswesen?