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Die Welt hat sich durch die Erderwärmung bereits verändert, auch in Deutschland wird es auf allen Ebenen darum gehen, sich dem Klimawandel anzupassen. Das ist der Tenor des neuen Berichts des Weltklimarates IPCC, der heute veröffentlicht wurde. Es ist der 6. Sachstandsbericht des IPCC und damit die aktuellste und umfassendste Publikation zum Stand der Klimaforschung – eines der wichtigsten Dokumente, die es zum Klimawandel gibt.

Auch Deutschland wird sich auf mehr Hitze und Hochwasser einstellen müssen

Im heute veröffentlichen Teil dokumentieren die Wissenschaftler:innen im Weltklimarat IPCC, was der menschgemachte Klimawandel auf der Erde anrichtet, wen er besonders trifft und was der Mensch tun müsste, um möglichst viel Schaden abzuwenden.

Der Bericht zeigt deutlich, welche dramatischen Auswirkungen die Klimakrise auf Ökosysteme, die biologische Vielfalt, Menschen und Gesellschaften bereits heute hat. Es werden darin unvermeidliche Fortschritte der Erderwärmung umrissen. Die Erkenntnis: Auch Deutschland wird sich auf mehr Hochwasser, Hitze und Dürren einstellen müssen.

Wie hängen Mensch, Natur und Klima zusammen?

Einen besonderen Schwerpunkt legt der neue Bericht auf die Verbindung zwischen Mensch, Natur und Klima. Denn je stärker sich das Klima erwärmt, desto größer sind auch die Folgen für Tiere und Pflanzen.

Rund die Hälfte aller weltweit untersuchten Arten sind schon jetzt in andere, kühlere Regionen migriert, meistens in Richtung der Pole oder bergauf. Der Verlust der Biodiversität wiederum hat erhebliche Auswirkungen für den Menschen. Und wenn Ökosysteme, die aktuell noch CO₂ binden, zerstört werden, dann verstärkt das zusätzlich den Klimawandel. Alles hängt mit allem zusammen.

Eckart von Hirschhausen und die Meteorologin und Astronautenkandidatin Insa Thiele-Eich besprechen den IPCC-Bericht 2022:

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Die Folgen der Klimakrise zeigen sich stärker als gedacht

Einige dieser Folgen sind schon heute unumkehrbar. So lösten Hitzewellen und Extremwetter schon vielfach ein Massensterben aus. Mittlerweile ist für einige, wenige Arten sicher belegt, dass sie durch den Klimawandel endgültig ausgestorben sind. Auch ganze Ökosysteme nähern sich dem Punkt, an dem sie sich nicht mehr retten lassen – beispielsweise durch den Rückzug der Gletscher oder weil die Permafrostböden in der Arktis auftauen. Und: In den Permafrostböden lagern gefrorene Treibhausgase – tauen die Böden auf, steigen die Gase in die Atmosphäre, was die Temperaturen noch weiter in die Höhe treibt. Rückkopplungen nennen Experten solche Effekte.

Die Folgen, die der neue IPCC-Bericht dokumentiert, sind sogar stärker als in bisherigen Berichten angenommen. Und: Sie nehmen mit jedem Zehntel Grad Erwärmung weiter zu. „Auch wenn wir jetzt schon Auswirkungen sehen, diese Auswirkungen werden dramatisch stärker werden, wenn wir 1,5 Grad globale Erwärmung übersteigen“, sagte Daniela Schmidt, Professorin für Paläobiologie an der Universität Bristol am Sonntag in einem Briefing des Science Media Centers.

Wenn ich die gesammelte wissenschaftliche Evidenz aus dem aktuellen IPCC-Bericht zusammenfassen soll in drei Worten: Scheiße, scheiße, scheiße! Das ist normalerweise nicht meine Ausdrucksweise, aber vielleicht hilft es zu begreifen, dass wir in einer wirklich bedrohlichen Situation sind. Wir müssen nicht „das Klima“ retten, sondern uns.

Eckart v. Hirschhausen, Gründer unserer Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen

Für Europa sieht der IPCC vier Hauptrisiken:

  • Hitzewellen sind die erste Bedrohung. Durch sie sterben oder erkranken Menschen und Ökosysteme werden zerstört.
  • Anhaltende Dürre bedroht die Landwirtschaft, unsere Ernten und damit die Lebensmittelversorgung.
  • Auch könnte das Wasser in Europa knapp werden. Andernorts kommt zuviel davon – an den Küsten zeigt sich das vierte Hauprisiko:
  • Überflutungen und der Anstieg des Meeresspiegels.

Lesen Sie weiter, warum Klimaschutz auch ein Schutz unserer Freiheit ist.

Welche Auswirkungen lassen sich nicht vermeiden?

Der Bericht sagt: Je weniger wir den Planeten erwärmen, desto weniger schädlich wird der Klimawandel sein. Heißt: Die CO₂-Konzentration wird sich in der Atmosphäre stabilisieren, wenn die Emissionen auf Null reduziert werden. Der Planet wird sich nicht weiter erwärmen – das ist die gute Nachricht. Dem IPCC zufolge müssen wir die Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf Null reduzieren, wenn wir die Ziele des Pariser Abkommens erreichen wollen.

Die schlechte Nachricht ist, dass sich das Klima bereits in vielerlei Hinsicht verändert hat, und zwar auf eine Weise, die über die Lebensspanne des Menschen hinweg nicht mehr umkehrbar ist. Die Veränderungen in den Ozeanen und den gefrorenen Regionen der Erde gehören zu den sichtbarsten und dramatischsten Anzeichen der Klimakrise und werden sich fortsetzen, selbst wenn die Erwärmung aufhört.

Ozeane, Gletscher und Eisschilde agieren auf langsameren Zeitskalen als der Rest des Klimas und werden noch Jahrhunderte lang mit der aktuellen Erwärmung Schritt halten.

Wir haben immer noch die Wahl, wie wir die Zukunft gestalten wollen. Je mehr Treibhausgase wir ausstoßen, desto schlimmer wird es werden. Jeder Bruchteil eines Grades, um den sich die Erde erwärmt, hat schlimmere Auswirkungen. Je weniger wir den Planeten erwärmen, desto weniger Auswirkungen werden wir erleben. Das Risiko plötzlicher und folgenschwerer Ereignisse nimmt in einem wärmeren Klima ebenfalls zu. Aus diesem Grund ist es wichtig, so schnell wie möglich den Nullpunkt der Emissionen zu erreichen.

Dieser Bericht ist eine eindringliche Warnung vor den Folgen der Untätigkeit.

Hoesung Lee, IPPC-Vorsitzender

Zum Hintergrund

Der Weltklimarat wurde 1988 als UN-Gremium gegründet. Heute legte er den 6. Sachstandsbericht über die Klimaforschung vor. Dazu gehören drei Teile. Der erste über die naturwissenschaftlichen Grundlagen wurde im August 2021 veröffentlicht. Im heute veröffentlichten zweiten Teil ging es um die Folgen und nötige Anpassungen. Knapp 270 Autoren aus 67 Ländern waren am Bericht beteiligt. Mehr als 34.000 wissenschaftliche Studien haben sie ausgewertet. Der dritte Teil wird sich mit den technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten befassen, um den Klimawandel zu mindern. Er wird voraussichtlich am 4. April 2022 veröffentlicht.

Temperatur bereits um 1,1 Grad gestiegen: Laut Weltklimarat lag die globale Durchschnittstemperatur von 2010 bis 2019 wegen der von Menschen verursachten Treibhausgase rund 1,1 Grad höher als von 1850 bis 1900. Allein seit dem 5. Sachstandsbericht 2014 ist sie demnach um 0,2 Grad gestiegen. Per Klimaabkommen streben die Länder der Welt an, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.