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Im Oktober 2021 wurde der jährliche World Health Summit in Berlin ausgetragen. Dieser bot uns als Stiftung drei vollgepackte Tage mit spannenden Veranstaltungen, zahlreichen Gesprächen mit wissenschaftlichen Expert:innen und internationalen Entscheidungsträger:innen.

Der World Health Summit ist das weltweit bedeutendste Ereignis in der globalen Gesundheitspolitik und -forschung und vereint jährlich rund 100 Nationen. In diesem Jahr wurde vor allem die Bedeutung der Corona-Pandemie im globalen Kontext beleuchtet und diskutiert. Unser Gründer Dr. Eckart von Hirschhausen hatte die Ehre, als Moderator und Impulsgeber durch drei Paneldiskussionen zu führen.

Wie machen wir Gesundheitssysteme klimaresilienter?

Los ging es am Sonntag mit einer hochkarätig besetzten Diskussion in der Berliner Event-Location KOSMOS. Dabei wurden sämtliche Fragen diskutiert: Was sind die konkreten Auswirkungen der Klimakrise für die Gesundheit der Menschen? Inwiefern kann der One-Health-Ansatz dabei unterstützen, globale Krisen über verschiedene Politikfelder hinweg zu bekämpfen? Außerdem ging es um konkrete Möglichkeiten, wie Gesundheitssysteme weltweit auf die Klimakrise vorbereitet werden sollten.

Dr. Maria Neira, Direktorin für Gesundheitswesen und Umwelt bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), verwies dabei auf den WHO-Bericht „The Health Argument for Climate Action“, welcher konkrete Handlungsmöglichkeiten für den Einzug von Gesundheit und Gerechtigkeit in die Klimadebatte aufzeigt.

World Health Summit 2021, GEGM

Piero Pelizzaro ist Chief Resilience Officer von Mailand und bemüht sich schon seit geraumer Zeit um die Verknüpfung verschiedener Politikbereiche wie Verkehr, Infrastruktur, Gesundheit und Umwelt. Das Ziel seiner Arbeit bleibt dabei gleich: Die Resilienz der Stadt – sprich die Widerstandsfähigkeit – gegenüber der Klimakrise zu stärken.

Einen weiteren wichtigen Aspekt nannte Antonella Risso, International Technical Climate and Research Managerin bei Health Care Without Harm: das Gesundheitswesen sei selbst ein großer Treiber von Treibhausgasemissionen, eine Tatsache, die weiterhin enorm unterschätzt werde.

In Deutschland ist der Gesundheitssektor beispielsweise für 5,2 Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Obwohl es auf der einen Seite wichtig sei, dass wir verstehen, wie die Klimakrise unsere Gesundheit beeinträchtigt, müssten wir andererseits alles daranlegen, auch in anderen Bereichen des Gesundheitsweisen Emissionen zu senken.

One Health: Bewährte Verfahren und Herausforderungen

Ein paar Stunden später folgte der Blick in die Praxis. In der vom Bundesentwicklungsministerium organisierten Diskussion wurden einige Beispiele von verschiedenen One-Health-Projekten vorgestellt und diskutiert. Das erste Projekt aus Guatemala untersucht den Ursprung, die Verbreitung und die Behandlung ausgewählter zoonotischer Krankheiten im ländlichen Raum. Prof. Jakob Zinsstag‐Klopfenstein, stellvertretender Direktor am Department of Epidemiology and Public Health des Swiss Tropical and Public Health Institutes, möchte bei solchen Projekten vor allem auf die bisher unzureichende Zusammenarbeit von Human- und Veterinärmedizin aufmerksam machen. Eine wichtige Ergänzung sei die Notwendigkeit einer gemeinsamen und anerkannten Definition von One Health, wie Prof. Wanda Markotter, Virologin und Direktorin des Centre for Viral Zoonoses an der University of Pretoria, hervorhob.

Eine sehr grundlegende Anmerkung folgte von Prof. John H. Amuasi, Co-Chair der Lancet One Health Commission.  Er wies auf einen Bericht der One Health Commission hin, welcher verdeutliche, dass das derzeitige kapitalistische Wirtschaftssystem nicht die Voraussetzungen für die notwendigen Maßnahmen zur Umsetzung des One-Health-Ansatzes erfülle. So sei nachhaltiges Konsumieren in einer Kreislauswirtschaft unabdingbar, wenn wir die Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt bewahren wollen.

Planetare Gesundheit bestimmt globale Gesundheit

Am dritten Kongresstag fand die von Gesunde Erde – Gesunde Menschen organisierte Paneldiskussion zur Interaktion zwischen Wissenschaft, Politik und dem gesellschaftlichen Verständnis von globalen Gesundheitskrisen statt. Dabei wurde zwei zentralen Fragen nachgegangen: Wie müssen wissenschaftliche Erkenntnisse kommuniziert werden und wie kann die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik in Zukunft besser funktionieren? Für Dr. Nicole de Paula, Direktorin von Women Leaders in Planetary Health, sind dabei vier Faktoren entscheidend: „Kommunikation muss inklusiv sein; wir brauchen eine diversere Führung, die kommuniziert; die vorgeschlagenen Maßnahmen müssen lösungsorientiert sein und wir müssen daran arbeiten in der Wissenschaftskommunikation schneller zu sein“.

Kommunikation muss inklusiv sein; wir brauchen eine diversere Führung, die kommuniziert

Dr. Nicole de PaulaDirektorin von Women Leaders in Planetary Health

Dazu ergänzte Prof. Tony Capon, Direktor des Sustainable Development Institutes in Melbourne, dass Wissenschaftskommunikation vor allem verstanden und geglaubt werden müsse. Und genau das macht Gesundheitsberufe als Multiplikator:innen, wie Ärzt:innen und Pflegekräfte, so unglaublich wichtig, wenn es um die Kommunikation von Klima und Gesundheit geht

World Health Summit 2021

Alle weiteren Workshops, Diskussionen und Vorträge finden Sie auf dem YouTube-Kanal des World Health Summits.

Foto-Credit: Dominik Butzmann, WHS 2021