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Bärentatzen

Mensch, Erde! Was wären wir ohne Natur und Tiere?

Was hat Artenvielfalt mit Äckern zu tun? Artensterben mit Klimawandel? Und was das Ganze mit mir? Die Antwort: Alles hat mit allem und mit jedem von uns zu tun. Die Sache ist komplex. Das Gute daran: Schon, wenn wir Kleinigkeiten in unserem Alltag ändern, machen wir einen Unterschied – für die Mitwelt und für unsere Gesundheit.

Von der Diagnose zur Therapie

Lesedauer: eine Minute

Welche Symptome beobachten wir an uns?

Allergien, Hautausschlag, Gefühl der Machtlosigkeit, Trauer

Diagnose: Was steckt dahinter?

Die Zerstörung des Lebensraums von Lebewesen für Massentierhaltung und konventionelle Landwirtschaft verändert nicht nur das Klima, sondern unseren eigenen Lebensraum. Wird es bei uns immer wärmer, werden zum Beispiel Pflanzen wie die stark allergieauslösende Ambrosia bei uns heimisch, genauso wie Insekten, die neue Krankheiten übertragen. Antibiotika und Pestizide landen über Tiere, Produkte und Wasser ebenfalls in unserem Körper.

Wie geht es besser: Was kann ich selbst tun?

  • Selbst für Umweltschutz und Artenvielfalt aktiv werden, der Schritt im persönlichen Umfeld ist der Erste.
  • Wilde Wiese säen statt Flächen zuzupflastern, um Lebensraum für Insekten zu schaffen und die Artenvielfalt zu unterstützen. Das geht auch auf dem Balkon in der Stadt.
  • Allergieauslösende Umgebung meiden.
  • Bei der nächsten Erkältung den Arzt fragen, ob wirklich ein Antibiotikum nötig ist.
  • Weniger oder gar kein Fleisch essen. Das führt zu weniger Massentierhaltung. Weniger Massentierhaltung bedeutet weniger Antibiotika in der Mitwelt – und in unserem Körper.
  • Sich aktiv für Wälder einsetzen: Inspiration findest Du zum Beispiel beim Bergwaldprojekt oder Du nutzt Ecosia als Suchmaschine, um nebenbei beim Surfen durchs Netz Bäume zu pflanzen.

Wie es besser geht: Therapie auf der politischen Ebene

Der Natur und Artenschutz wird von vielen Faktoren beeinflusst. Die Agrar- und Verkehrswende sowie eine nachhaltige Bebauungsplanung können dazu beitragen, den rapiden Rückgang der Artenvielfalt in Pflanzen- und Tierwelt zu verhindern, z. B. indem 

  • mehr Schutzgebiete eingerichtet und städtische Grünflächen gefördert werden.
  • Ökolandbau gefördert und der Einsatz von Pestiziden eingeschränkt wird.
  • die noch verbleibenden Moore geschützt und Moorböden unter Beachtung von Klima- und Naturschutzaspekten wieder vernässt werden.
  • das Bundeswaldgesetz reformiert wird, um die ökologischen Funktion des Waldes zu stärken.

Als Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen setzen wir uns vorrangig für die gesundheitlichen Aspekte des Klimaschutzes ein. Aktiven Umweltschutz betreiben viele langjährig erfahrene Partner aus unserem Netzwerk. Wir unterstützen die Organisation Landscape Legacy Funds, die mit international zivilgesellschaftlichen und staatlichen Partner:innen zusammenarbeiten, um Biodiversitätsschutz gezielt voranzubringen. 

Klimawandel und Artenvielfalt

Tiefer ins Thema eintauchen – Lesedauer: zwei Minuten

Wenn wir Wälder roden und Moore trockenlegen, um Flächen für den Anbau von Mais und Soja für Massentierhaltung zu betreiben, rauben wir Säugetieren, Vögeln, Insekten und Fischen den Lebensraum. Zurzeit vernichten wir Arten 10 bis 100 schneller als im Schnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Je mehr Moore und Wälder vernichtet sind, umso weniger Lebensräume bleiben vielen Lebewesen. Monokulturen, Pestizide und Wasserverschwendung bedrohen sie weiter. Gleichzeitig fehlen Wälder und Moore als CO2-Senken, also Speicher um den Kohlenstoff nicht in der Luft freizusetzen.

Frühstück ohne Honig?

Die schwindende Vielfalt trifft uns am Ende konkret und täglich, selbst schon beim Frühstück: Denn da würde uns keineswegs ohne Bienen nur der Honig fehlen. Ohne die Bestäubung durch Bienen würde beispielsweise der Obstertrag um 90 Prozent sinken. Wie genau, wird eindrücklich in der Doku “More than Honey” gezeigt.

Wie viele Arten sind bedroht?

Mit über 30.000 Arten sind das laut Weltnaturschutzunion IUCN  mehr als jemals zuvor. Allein die Insektenbiomasse nahm laut Krefelder Studie um mehr als Dreiviertel innerhalb von 27 Jahren ab. Besonders betroffen sind Arten, die viel Wasserkontakt haben. Das liegt daran, dass viele giftige Substanzen aus den Pestiziden in die Gewässer gelangen und den Lebensraum der Insekten zerstören. Denn darin landen über das Oberflächenwasser giftige Bestandteile der Pestizide. Betroffen sind allerdings nicht nur die Lebewesen an Land, sondern auch in den Meeren.

Was hat der Klimawandel mit unseren Äckern zu tun?

Bioäcker beherbergen im Schnitt 94 Prozent mehr Wildkrautarten am Feldrand und über 300 Prozent mehr im Feldinneren als konventionelle. Eine Handvoll gesunder Ackerboden enthält mehr Organismen als Menschen auf dem Planeten leben – wenn der Boden nicht mehr intakt und zudem verdichtet ist, wird er umso leichter mit Regen weggespült. Diese Zerstörung fruchtbarer Landflächen geschieht heute auch in Deutschland überall.

Was haben Antibiotika mit Artenvielfalt zu tun?

Artenvielfalt brauchen wir nicht nur in der Natur um uns herum, sondern auch in unserem Körper. Weil wir Antibiotika oft falsch und unnötigerweise – zum Beispiel gegen Virusinfektionen – einnehmen, haben wir es zunehmend mit resistenten Keimen zu tun. Gegen sie helfen oft keine Medikamente mehr. Hinzu kommt, dass Antibiotika massenhaft in der Massentierhaltung eingesetzt werden. In Deutschland pro Kilo siebenmal mehr als in Schweden. Am Ende landen auch diese Antibiotika bei uns im Körper und tragen zu Resistenzen bei.

Warum brauchen wir nasse Moore?

Nur nass binden Moore Klimagase sicher an sich. Was einmal hier eingelagert ist, bleibt hier ohne weitere bakterielle Zersetzung. Deshalb sind Moore geniale Endlagerstätten für Kohlenstoff. Obwohl sie nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, speichern sie rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs – doppelt so viel COwie alle Wälder zusammen. In Deutschland sind mittlerweile 97 Prozent der Moore zerstört.

Was bedeutet das alles für mich und meine Gesundheit?

Klimawandel, Artenvielfalt und Antibiotikaresistenzen spielen sich im Dreieck Mensch, Tier, Umwelt ab. Unsere Tierhaltung produziert immer neue resistente Keime und trägt massiv zum Klimawandel bei. Der Klimawandel beschert uns durch zugereiste Pflanzen und Insekten wie den Eichenprozessionsspinner und Ambrosia neue Allergiearten. Multiresistente Keime sind oftmals lebensbedrohlich. Doch haben wir es nicht allein mit körperlichen Folgen zu tun, sondern auch mit seelischen: Der Verlust der Umwelt, wie wir sie kannten, bedrückt und macht uns ohnmächtig.

Noch mehr Wissen

Lesedauer: so lange du magst 😉

Wenn Du tiefer in das Thema Artenvielfalt und Klimawandel eintauchen möchtest, findest Du hier Links zu Studien und interessanten Beiträgen.

Umfassende Studie bestätigt Rückgang landlebender Insekten, zeigt aber Erholungen bei Süßwasserinsekten

Nach der viel diskutierten Krefelder Studie aus dem Jahr 2017, die einen Verlust der Biomasse von fliegenden Insekten von mehr mehr als 75% in 27 Jahre attestierte, wurde dies weltweit überprüft.  Ein internationales Forscherteam stellte Daten aus 166 Langzeitstudien an weltweit 1676 Orten zusammen, um Veränderungen der Insektenzahlen zu untersuchen. Diese Daten wurden im Zeitraum zwischen 1925 und 2018 erhoben.

Science, 2020

Der Link unter „Mehr dazu“ führt zum wissenschaftlichen Paper. Hier geht es zur Pressemitteilung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Living Planet Report 2020 des WWF

In diesem Bericht des WWF und der Zoological Society of London wird dargestellt, inwiefern der Biodiversitätsverlust unsere Nahrungsmittelsicherheit als auch die wirtschaftliche Sicherheit bedroht. Die Autor:innen erklären wie wir Natur und Biodiversität für finanzielle Entscheidungen einen finanziellen Wert geben können und sollten.

WWF, 2020

Buchtipp: Warum die Natur eigene Rechte haben muss.

Der Naturfilmer und Terra-X-Moderator Dirk Steffens engagiert sich seit Jahren für den Artenschutz. Gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten Fritz Habekuß zeigt er, wie in der Natur alles mit allem zusammenhängt und warum der Erhalt der Artenvielfalt überlebensnotwendig für die Menschheit ist. Die beiden schlagen Maßnahmen vor, um das Artensterben zu stoppen: drastisch, aber nicht unmöglich – und mit der Chance, unser Verhältnis zur Natur zu revolutionieren. Mit Abbildungen.

Dirk Steffens und Fritz Habekuß: „Über Leben – Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden“, 2020

Im Video: Schimpansenforscherin Jane Goodall

Das Treffen unseres Gründers Dr. Eckart von Hirschhausen mit Jane Goodall wurde mit der Kamera begleitet. Unter anderem erklärt die berühmte Affenforscherin, wie sich Schimpansen begrüßen – und spricht darüber, was sich ändern muss, um unsere Erde in ihrer Vielfalt zu schützen.

Teste Dein Wissen zu Klimawandel und Artenvielfalt.

Dauer: eine Minute

Frage

Über 20, 34 oder 76% : Wie viel Insektenbiomasse haben wir schon verloren?

Die sogenannte Krefeld-Studie zeigte vor einigen Jahren, dass die Insektenbiomasse in einem Naturschutzgebiet im Bergischen Land binnen 27 Jahren um 76 Prozent abgenommen hat. Diese Nachricht wurde 2017 in einem renommierten Wissenschaftsjournal veröffentlicht und alarmierte die Welt.

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Frage

Pferd oder Hund – wer hat die schlechtere Ökobilanz ?

Pferde. Wer ein Jahr lang ein Pferd hält, könnte dafür in der Ökobilanz 21.500 Kilometer mit dem Auto fahren. Trotzdem: Haustiere sind nicht unser größtes Problem beim CO-Ausstoß. Das bleiben Mobilität, Konsum und Wohnen. Und umgekehrt sind Pferd und Hund gut für die Bewegung und fürs Gemüt.

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